Krypta
Verlust und Trost, Verzweiflung und Hoffnung: Trauer hat ganz verschiedene Gesichter. Einsamkeit und Ausgrenzung, Mobbing und Herzinfarkt, Arbeitslosigkeit und Tod. Diese Last und diese Gefühle vor Gott zu bringen und neue Kraft zu schöpfen – ein solcher Ort möchte die neugestaltete Krypta unter der Basilika St. Clemens sein.
Zwei große Achsen ziehen sich durch sie langestreckte Unterkirche der Basilika St. Clemens. Die verschiedenen Querachsen sind als Perspektive der Trauer gestaltet. Links am Eingang in die Krypta fällt der Blick auf eine in Blautönen gehaltene Wand, Worte wie Krankheit, Trennung, Belästigung und wohnungslos gezeichnet. Ebenfalls in einem Blauton. Die Wahl der Farbe kommt nicht von ungefähr. Blau ist die Farbe der Gottesmutter Maria der großen Trösterin. Eingebunden in das Bild ist eine Skulptur des leidenden Jesus.
Gegenüber der bereits mit einem gelben Hoffnungsschimmer durchwirkten Bild der Trauerworte befindet der Epitaph des 21 Jahrhundert. Dabei wurde an einen mit biblischen Worten bearbeiteten mannshohen Grabstein einen Monitor montiert. Auf diesem Bildschirm sind zum einen in Endlosschleife die Namen der 39 Menschen zu lesen, die im 18. Jahrhundert in der Krypta bestattet wurden und deren Gebeine hier noch liegen. Zum anderen wird diese Liste immer wieder um die Namen von obdachlosen oder anonym Bestatteten ergänzt. So sollen ihre Namen vor dem Vergessen bewahrt werden. Weitere Namen von Verstorbenen können Angehörige in ein spezielles Buch eintragen. Diese Namen werden dann auch über den Epitaph sichtbar gemacht.
Weitere Trauerachsen verbinden einzelne Stationen zu einem Trauerweg, zum Beispiel zur Schutzmantelmadonna oder zum Torso eines Kruzifixes, dem Kopf und Arme fehlen. Die Figur gehörte zu einer Skulpturengruppe, die im zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört wurde. Jede Station bietet einen Impuls, der eigenen Trauer Ausdruck zu verleihen.
Die Längsperspektive der Krypta ist die Hoffnungsachse. Sie lenkt den Blick über Altar und Ambo zum leuchtenden Auferstehungsbild. Genau in der Mitte der Krypta findet sich in der Decke ein kleines kreisrundes Loch, mit leichten Farben ummalt. Durch diese mit Acrylglas versehene ffnung fällt Licht aus der Oberkirche in die Krypta der Durchbruch zum Himmel.
Die Krypta ist von Dienstag bis Sonntag in der Zeit von 10 bis 18 geöffnet. In ihr werden Gottesdienste gefeiert und kulturelle Veranstaltungen angeboten.