Grußwort von Oberbürgermeister Stefan Schostok
Die durch den italienischen Architekten Tommaso Giusti im Auftrag des Bischofs Agostino Steffani erbaute Basilika St. Clemens blickt in diesem Jahr auf ihr 300-jähriges Kirchweihjubiläum.
Den feierlichen Jahrestag der nördlichsten im venezianischen Barockstil errichteten Kirche Europas feiern wir unter dem Motto „Zukunft würdigt Geschichte“ – ein Motto, das der Basilika St. Clemens gerechter kaum sein könnte. Denn in der Tat ist die Geschichte gerade dieser Kirche einzigartig und kann zahlreiche Geschichten erzählen.
Die Gemeinde blickt auf drei ereignisreiche historische und von politischen Turbulenzen geprägte Jahrhunderte zurück, denen die Basilika standhielt und aus denen sie gestärkt hervorging.
Im Zuge der sich nach der Reformation aufbauenden Spannungen flohen die meisten Katholiken 1533 ins benachbarte katholische Hildesheim. Nachdem ihnen 1588 durch den Stadtrat das Wohnrecht in der Altstadt entzogen wurde, war die hannoversche katholische Gemeinde erloschen, bis der zum Katholizismus konvertierte Herzog Johann Friedrich 1665 die Herrschaft über Hannover übernahm und den Weg für freie Religionsausübung ebnete. Unter dem Regent seines Sohnes Ernst August wurde der Bau einer katholischen Kirche genehmigt, und so schlug die Geburtsstunde der Basilika St. Clemens.
Gebaut auf solidem Grundstein, gelegt am 6. Juli 1712, wurde die Basilika am 4. November 1718 als erstes postreformatorisches katholisches Gotteshaus in Hannover geweiht und damit prägend für einen neuen Zeitabschnitt der Toleranz, religiöser Freiheit und gesellschaftlichen Fortschritts. Nicht zuletzt, da sie in direkter Nachbarschaft mit der Neustädter Kirche, der reformierten Kirche und der heute zerstörten jüdischen Synagoge einen Ort der Koexistenz aller Glaubensgemeinschaften darstellte.
Während des Nationalsozialismus und des Krieges jedoch wurde die Kirche Zeuge erneuter religiöser und politischer Verfolgung und fiel selbst den Luftangriffen von 1943 und 1945 zum Opfer. Nach Plänen des Architekten Otto Fiederling von 1947 bis 1957 wiederaufgebaut, wurden die durch Steffani ursprünglich geplante Kuppel und die Türme verwirklicht, die unser heutiges hannoversches Stadtbild bereichern, und im 18. Jahrhundert aus Mangel an finanziellen Mitteln nicht erbaut werden konnten.
Die wohl größte Ehrung der St.-Clemens-Kirche erfolgte am 12. März 1998, als Papst Johannes Paul II. die Kirche mit dem Apostolischen Schreiben inter sacras zur Basilika minor erhob und somit ihre Einzigartigkeit und Bedeutsamkeit sowohl für die Region als auch für Rom würdigte.
Heute ist St. Clemens die Haupt- und Mutterkirche der Katholischen Kirche in der Region Hannover und somit bedeutsamer Bezugs- und Identifikationsort für ihre Gläubigen. Wenn auch der Tradition ein großer Stellenwert beigemessen wird, ist die Basilika ebenso ein Ort
der Neugestaltung und der Innovation – architektonisch ebenso wie gesellschaftlich. Für mich gehört die Basilika St. Clemens zu den bedeutendsten christlichen Wahrzeichen Hannovers und zu den wichtigsten kirchlichen Orten für Besinnung, Begegnung und Glauben.
Ihr
Oberbürgermeister Stefan Schostok