Person des Monats

Mit der Person des Monats stellen wir jeweils einen Menschen vor, der sich in besonderer Weise mit der Propsteikirche Basilika St. Clemens verbunden weiß und etwas zu dem jeweiligen Themenjahr zu sagen hat.



Oktober 2016

Stefan Schostok, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover

Lieber Herr Oberbürgermeister Stefan Schoistok, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Sehr viele persönliche Besuche, Gottesdienste, Internationale Feste, vor allem die Plaza Cultural Iberoamericana, auch das Verständnis als gelebte Friedens- und Umweltbewegung. Rund um die Basilika wird Ökumene in einem guten Miteinander gelebt. Die Freundlichkeit strahlt weit über St. Clemens hinaus.

Das Motto für das Jahr 2016 lautet "St. Clemens - eine Kirche in der Stadt Hannover". Wie sehen Sie die Beziehung der (St. Clemens-)Kirche zur Gesellschaft?

St. Clemens steht für eine internationale, weltoffene Kirche inmitten einer Stadt, die Internationalität, Offenheit und Toleranz auf ihre Fahnen geschrieben hat und dies auch lebt. Dazu trägt St. Clemens entscheidend bei.

Was wünschen Sie sich zukünftig von St. Clemens und der Katholischen Kirche in Hannover?

Ich wünsche mir, dass St. Clemens als Teil der Stadt weiterhin für ein friedliches Zusammenleben engagiert und wir gerade soziale Fragen gemeinsam angehen.

 



 

September 2016

Ayda Iciok, Sängerin der Band Shanaya

Liebe Ayda, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?
 
Diese Kirche ist für mich etwas ganz Besonderes! Noch nie hat eine Popband, geschweige denn eine mit einer türkischen Frontsängerin, je zuvor ein Konzert in einer katholischen Basilika gegeben. Diese ganz besondere Ehre wurde meiner Band Shanaya und mir am 14.09.2016 zuteil. Diesen Tag werden wir niemals vergessen!
Der Name " Shanaya" kommt aus dem Indianischen und bedeutet: " Ich gehe meinen Weg". Und so führte eines Tages dieser Weg auch in die Basilika St. Clemens. An diesem Ort haben wir erkannt, dass unser Weg der Richtige ist! Das Konzert, zu dem Propst Tenge eingeladen hatte, trug den Namen: Begegnungen-Ein Konzert für die kulturelle Vielfalt.
Katholiken, Flüchtlinge und Migranten sind sich an diesem Abend in dieser Kirche begegnet. Darunter auch Muslime, die noch nie zuvor eine Kirche betraten. Alle fühlten sich wohl. Die Stimmung war toll! 
Diese unterschiedlichen Menschen teilten sich an diesem Abend ein Stück Kultur. 
Kultur bringt Menschen zusammen. Es formt die Gesellschaft und stellt sie neu auf. Nicht immer finden wir Künstler eine geeignete Plattform, um diese Kultur vorzutragen. In der Basilika St. Clemens war dies jedoch möglich. Propst Tenge hat mit dem Shanaya-Konzert ein wichtiges Zeichen gesetzt und gezeigt, dass die Türen von St. Clemens für alle Menschen offen stehen! Diese Geste ist für unsere Stadtgesellschaft ein Symbol und  Vorbild zugleich und wird unvergessen bleiben! 
 
Das Motto für das Jahr 2016 lautet: „St. Clemens – eine Kirche in der Stadt.“ Wie sehen Sie die Beziehung der (St. Clemens-)Kirche zur Gesellschaft?
 
Unsere Gesellschaft ist durch viele verschiedene Faktoren im Umbruch. Globalisierung, Völkerwanderungen, sich rasant entwickelnde Technologien verändern die herkömmlichen Strukturen und verunsichern dadurch die Menschen. Umso wichtiger ist es heutzutage, dass die Kirche der Gesellschaft Werte und Nächstenliebe vermittelt, da traditionelle Strukturen im Wandel sind und die Leute Angst haben, den Halt zu verlieren. Der Glaube an Gott stärkt, die Werte stehen für ein friedliches Miteinander.
 
Was wünschen Sie sich zukünftig von St. Clemens und der Katholischen Kirche in Hannover?
 
Die katholische Kirche besteht aus verschiedenen Nationalitäten und hat somit viele  Erfahrungen im interkulturellen Umgang. Das ist sehr positiv! Ich wünsche mir daher von der katholischen Kirche, dass sie den Dialog zwischen den Flüchtlingen, den sogenannten " Neuen Nachbarn" und der hannoverschen Gesellschaft vorantreibt und Brücken baut.
 


August 2016

Claus Lange, Direktor der Feuerwehr Hannover, stellv. Vorsitzender des Feuerwehrverbandes der Region Hannover


Lieber Herr Lange, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Die Basilika St. Clemens liegt in direkter Nachbarschaft zur Feuer- und Rettungswache 10 in der Feuerwehrstraße am Goetheplatz, meinem Noch-Arbeitsplatz (wir ziehen Ende 2017 zur neuen Feuer- und Rettungswache 1 am Weidendamm in die hannoversche Nordstadt um; dort wird zurzeit gerade gebaut). Selbstverständlich höre ich gerne die Glocken der Basilika und sehe das beeindruckende Gebäude, was man ja von unserer Feuerwache in baulicher Hinsicht nicht behaupten kann. Auch gibt es eine sehr innige christliche Beziehung, da im Rahmen der Ökumene die katholische sowie evangelische Kirche in Hannover die Notfallseelsorge betreiben, die wir als Feuerwehr organisatorisch unterstützen. Schon häufig haben wir dort Gottesdienste veranstaltet bzw. nutzen die Räumlichkeiten für Tagungen und Seminare.

Das Motto für das Jahr 2016 lautet: „St. Clemens – eine Kirche in der Stadt.“ Wie sehen Sie die Beziehung der (St. Clemens-)Kirche zur Gesellschaft?

Ich sehe die Beziehung von Kirche und Gesellschaft als sehr, sehr wichtig an. Glaube und Kirche erfüllen besondere Funktionen, geben Halt, Zuversicht und auch Trost sowie Hoffnung in menschlicher Hinsicht. Unsere Gesellschaft wäre ohne Kirche arm und man würde sehr schnell merken, dass in vielfältiger Art und Weise, besonders auch in sozialer Hinsicht, eine Menge fehlen würde. Mitmenschlichkeit, moralischer Anspruch und die so oft zitierten Werte unserer Gesellschaft wären ohne „Lobby“. Dies ist aus meiner festen Überzeugung heraus überhaupt nicht wünschenswert. Deshalb machen mir die vielen Kirchenaustritte der letzten Jahre erhebliche Sorgen, zumal die „Institution Kirche“ die notwendigen finanziellen Mittel braucht, um ihre Aufgaben erfüllen zu können. Also: Gesellschaft ohne Kirche – für mich undenkbar!

Was wünschen Sie sich zukünftig von St. Clemens und der Katholischen Kirche in Hannover?

Ich wünsche mir weiterhin eine präsente, unübersehbare sowie starke Rolle von Gebäude und Katholischer Kirche, genauso wie von evangelischer Kirche, in unserer Stadt. Ganz persönlich gilt es die jetzige örtliche Nachbarschaft im übertragenen Sinne an den Weidendamm mitzunehmen. Kirche heißt Begegnung, lebt von den handelnden Menschen und hat viele Gemeinsamkeiten mit dem Auftrag der Feuerwehr. Helfen steht im Mittelpunkt unseres Handelns. Dies wird uns auch weiterhin begleiten, ganz besonders wichtig im Bereich der Notfallseelsorge. Vielen Dank für diese sehr, sehr gute Unterstützung, die wir gerne ausbauen wollen.

 



Juli 2016

Claudia Göttler, Stadtbezirksmanagerin des Stadtbezirks Hannover-Mitte

Liebe Frau Göttler, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

St. Clemens ist für mich ein Symbol menschlicher und religiöser Toleranz in „meinem“ Stadtbezirk Mitte. Für mich steht St. Clemens im Mittelpunkt einer „katholischen Insel“ geprägt durch die FaBi, die Clemensburse und die Caritas. Rund um die Basilika befindet sich ein Ort menschlicher Wärme: da ist zum einen der ökumenische Mittagstisch,  der Tagestreff für Obdachlose und sozial schwache Menschen, die umfassenden Bildungsangebote der FaBi – explizit auch für osteuropäische Zuwanderer und ein Propst, der mir mit seiner menschlichen Wärme den Glauben an die  (katholische) Kirche wieder gegeben hat.

Das Motto für das Jahr 2016 lautet: „St. Clemens eine Kirche in der Stadt.“ Wie sehen Sie die Beziehung der (St. Clemens-)Kirche zur Gesellschaft?

St. Clemens und die angrenzenden katholischen Einrichtungen sind aus meiner Sicht ein Stützpfeiler für die hannöversche Gesellschaft. Ich trenne z.B. die Hilfsangebote der Caritas nicht von der katholischen Kirche. Für mich sind die Arbeit der Caritas und der FaBi das eigentliche Herzstück der katholischen Kirche, in dieser Stadt symbolisiert durch St. Clemens.
Wichtig und wertvoll ist natürlich auch die Arbeit im religiösen Dialog im Rahmen der Arbeit im Haus der Religionen.

Was wünschen Sie sich zukünftig von St. Clemens und der katholischen Kirche in Hannover?

Im Kontext der Arbeit im Haus der Religionen sollte stärker Flagge gegen die zunehmende gesellschaftliche Intoleranz gezeigt werden. Hier ist aktuell mehr Präsenz notwendig.
Ich persönlich als Stadtbezirksmanagerin wünsche mir eigentlich nur eine Kleinigkeit: dass wir (Stadt Hannover) und St. Clemens vielleicht doch noch einen Namen für den Platz an der Basilika finden und diesen Platz rund um die Kirche als einen „richtigen“ Stadtplatz gemeinsam gestalten und beleben können.

 



Juni 2016

Dr. Maria Flachsbarth, MdB, Parl. Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft und Präsidentin des Bundesverbandes der KDFB (Kath. Deutscher Frauenbund)

Liebe Frau Dr. Flachsbarth, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Als Sitz der Hochschulgemeinde ist St. Clemens meine erste Kirche in Hannover gewesen, als ich 1982 zum Studium hierher kam. Die Basilika bedeutete für mich damals ein Stück zuhause in einer fremden Stadt. Häufig gab’s im Anschluss an die Messe noch ein Stück Orgelmusik – das hab ich in sehr guter Erinnerung!

Sehr gerne denke ich außerdem an den 29. April 2015, den Festtag der Hl. Katharina von Siena zurück, an dem wir hier in St. Clemens die bundesweit zentrale Veranstaltung zum „Tag der Diakonin“ gefeiert haben. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), das Netzwerk Diakonat der Frau und der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB), dessen Präsidentin ich bin, bekräftigen seit Jahren dieses Anliegen und natürlich freuen wir uns sehr, dass Papst Franziskus sich nun dieses Themas annehmen will. 

Das Motto für das Jahr 2016 lautet: „St. Clemens eine Kirche in der Stadt.“ Wie sehen Sie die Beziehung der (St. Clemens-)Kirche zur Gesellschaft?

Das Christentum mit seiner Kernbotschaft der Gottes- und der Nächstenliebe, davon bin ich als Bundestagsabgeordnete überzeugt, hält auch zum gesellschaftlichen wie auch zum politischen Handeln an. Ganz konkret die Lebenssituation der Menschen zu verbessern, daran mitzuwirken, unsere Gegenwart gerechter und friedlicher zu machen, ist nach meiner Auffassung christlicher Auftrag an Politikerinnen und Politiker. Dabei ist es zugleich richtig, dass unser Staat weltanschaulich neutral bleibt und die Religionsfreiheit als Grundrecht garantiert.  Christinnen und Christen bringen auf ganz vielfältige Weise ihre religiösen Überzeugungen in das gesellschaftliche Leben ein – dies dient dem Gemeinwohl! In und rund um St. Clemens wird dazu vieles getan: Von der Hilfe für Benachteiligte in unserer Gesellschaft, über die Begleitung von Menschen in Lebenskrisen, über die Bereitstellung von Wohnraum für Studierende der Hannoverschen Hochschulen bis hin zu offenen Bildungsangeboten. Auch die Gottesdienste an Sonn- und Werktagen sind auf ihre Weise ein Dienst an der Welt.  Und: Die vielen Menschen zu versorgen, die seit 2015 in unserem Land Schutz und Hilfe suchen, wäre ohne den tatkräftigen Einsatz von christlichen Gemeinden und Gruppen kaum möglich!  

Was wünschen Sie sich zukünftig von St. Clemens und der katholischen Kirche in Hannover?

Innerhalb unserer Kirche wünsche ich mir besonders den Frauendiakonat – ein Wunsch, den auch der ZdK-Präsident Prof. Thomas Sternberg am Ende des diesjährigen Katholikentags erklärt hat. Die Fähigkeiten und Charismen von Frauen sind unverzichtbarer Bestandteil einer partnerschaftlichen und diakonischen Kirche. Diakoninnen muss es um der Glaubwürdigkeit der Kirche willen geben. Gemeinsam mit dem KDFB bin ich überzeugt: Die Zeit ist reif, Frauen zu Diakoninnen zu weihen! Ich wünsche mir sehr, dass die Menschen in St. Clemens an die Eindrücke und Gespräche am „Tag der Diakonin“ 2015 anknüpfen und in Diskussionen und Gebeten dieses Anliegen hier vor Ort weiter mittragen.  Mein zweiter großer Wunsch ist, dass wir uns als Kirche noch stärker als bisher im Dialog der Religionen engagieren. Dieser Dialog wird immer wichtiger werden, um ein gutes Miteinander und Zusammenhalt in unserem Land zu bewahren und den Frieden in der Welt zu fördern. Hier in Hannover gestaltet das „Haus der Religionen“ – als erstes Projekt seiner Art in Deutschland – seit Jahren solchen Dialog. Wir sollten unsere Erfahrungen teilen und bundesweit noch mehr bekannt machen als ermutigendes Beispiel!

 



Mai 2016

Prof. Andor Izsák, Organist, Musikwissenschaftler und Dirigent,
Ehrenpräsident der Siegmund-Seligmann Stiftung, Hannover

Foto: Micha Neugebauer

Lieber Herr Prof. Izsák, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Mein großer Meister, der mich den ganzen Schatz der synagogalen Musik lehrte, war ein tiefgläubiger Katholik. Er war mein Vorgänger an der Orgel in der großen Synagoge in Budapest, wo er mit seinem unglaublichen Können tausende von betenden Juden in der Synagoge mit seinem Orgelspiel faszinierte. Was viele Menschen nicht wissen ist, das die Organisten in der Synagoge immer Christen sein müssen, da für einen gläubigen Juden an jüdischen Feiertagen die Arbeit – und wir verstehen das Orgelspiel wegen der Betätigung elektrischer Tasten als Arbeit (mit mir hat das Rabbinat zum Glück eine Sonderregelung gefunden) verboten ist.

So komponierte also mein christlicher Meister in erster Linie natürlich Werke für die katholische Kirche aber auch für andere Konfessionen, die mit solcher Musik auf der Ebene des interreligiösen Dialogs verbunden waren. Seine Missa Salesiana ist mir unvergessen.

Wenn ich heute die St. Clemens-Kirche betrete, höre ich in meinen inneren Ohren seine Musik und ich spüre die unmittelbare Nähe meiner Synagoge.

Das Motto für das Jahr 2016 lautet: „St. Clemens - eine Kirche in der Stadt.“ Wie sehen Sie die Beziehung der (St. Clemens-)Kirche zur Gesellschaft?

Die St. Clemens Basilika steht im Herzen unserer Stadt. Unweit von diesem wunderschönen Bau stand die 1938 in der Pogromnacht zerstörte Neue Synagoge – auch ein Meisterwerk des Architekten Edwin Oppler. Mit 650 Sitzplätzen für die Herren und 450 Sitzplätzen für die Damen war sie das größte Gotteshaus überhaupt in Hannover. Diese Synagoge, umgeben von den schützenden Bauten der Neustädter Stadtkirche auf der einen Seite und der St. Clemens Basilika auf der anderen Seite, war ein Wahrzeichen für eine tolerante, aufgeschlossene und weltoffene Stadt. Nach der Shoa jedoch lebt diese Synagoge nur virtuell, nicht mehr sichtbar außer für diejenigen, die sie wirklich sehen wollen. Die St. Clemens Basilika trägt verantwortungsbewusst zu der aktiven Erinnerung des zerstörten jüdischen Gotteshauses und der jüdischen Kultur in Hannover bei und gibt somit den unsichtbaren Mauern von der unsichtbaren Gemeinde in gewisser Weise ein Realitätsgefühl. Wenn die Gebetsvertonungen großer jüdischer Komponisten in der Basilika erschallen, lebt die wunderschöne liturgische Tradition der Synagoge immer wieder auf.

Was wünschen Sie sich zukünftig von St. Clemens und der Katholischen Kirche in Hannover?

Ich als gläubiger Jude kann die umfassende Dimension des Wirkungsgrades solch einer wichtigen Kirche natürlich nicht bewerten. So sehe ich die St. Clemens Basilika also durch die Brille eines Synagogenmusikers als eine Art Botschafterin, die die Kantilenen der mit den himmlischen Tönen singenden Mönche aus gregorianischen Hymnen in die Welt bringt. Ich begreife sie in der einmaligen katholischen h-Moll Messe des protestantischen Johann Sebastian Bachs. Ich bin ein Musiker, der auf Mozarts’ Reliquien nicht verzichten möchte, auch wenn diese Werke nicht aus meiner Religion stammen.

Ich erwarte und ich erhoffe mir von der St. Clemens-Kirche, dass das Leben meiner eigenen unglaublich großartigen Musikkultur, die Musik der unsichtbaren Nachbar-Synagoge, mit in die eigene religiöse Botschaft aufgenommen wird. Mit dem Propsteichor St. Clemens und seinem hochbegabten Leiter, dem Regionalkantoren für die Region Hannover Nico Miller, ist dahingehend bereits ein neuer Weg beschritten worden, der das alte Testament als eigenes Glied für die interreligiöse Musikkultur versteht. So lebt ein neues Fundament, so wirkt ein neues gesellschaftliches Miteinander, so wird die Hoffnung auf die Zukunft stark. Und so erhält die Stadt ihre Synagoge wieder zurück.

 



April 2016

Matthias Brodowy, Kabarettist

Lieber Herr Brodowy, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Als wir in den 70er Jahren nach Hannover zogen, bin ich mit meinen Eltern immer in die Messe der Studentengemeinde gegangen. St. Clemens war somit meine „erste Kirche“ in dieser Stadt. In der Krypta wurde mein Bruder getauft, damals stand ich zum allerersten Mal als Ministrant am Altar. Auch auf der Orgelbank habe ich schon gesessen und auf dieser wirklich wunderbaren Orgel gespielt. Mir gefällt besonders dieses italienische Flair, das die Kirche mit ihrer Kuppel und dem großen Platz davor versprüht. St. Clemens ist einfach schön!

Das Motto für das Jahr 2016 lautet: "St. Clemens - eine Kirche in der Stadt." Wie sehen Sie die Beziehung der (St. Clemens-)Kirche zur Gesellschaft?

St. Clemens ist ja sozusagen der Mittelpunkt der katholischen Kirche in Hannover, nicht nur geographisch. Kirche muss in der Stadt sichtbar und präsent sein, eine Anlaufstelle für jeden. Zu den Steinen des Bauwerks machen die lebendigen Steine die Kirche aus, die Menschen, diese Gemeinde bilden. Auch diese Menschen müssen Anlaufstelle sein. In einer säkularen Umgebung ist es hilfreich, wenn wir als Christen Ansprechpartner sind, wenn wir gefragt oder unsere Hilfe gebraucht wird. Da sollten wir uns nicht verstecken, sondern so eine Art "Anknüpfungspunkt" sein.

Was wünschen Sie sich zukünftig von St. Clemens und der Katholische Kirche in Hannover?

Ich wünsche mir, dass St. Clemens - dass Kirche überhaupt - weiterhin all die zu sich kommen lässt, „die mühselig und beladen sind“. Ein Ort, an dem Arme und Obdachlose Hilfe erhalten, sich aufgenommen und vor allem willkommen fühlen. Ein Ort für Menschen, die es in dieser Gesellschaft nicht leicht haben oder denen diese Gesellschaft keine Hoffnung gibt. Ich hoffe, dass Kirche stets ein Hoffnungsort ist und ein guter Gegenentwurf zu einer immer wieder ausgrenzenden Individualgesellschaft. St. Clemens soll weiterhin ein Ort der Begegnung und des Gespräches sein. Auch ein Ort der Stille für den Einzelnen und zugleich ein Ort der Gemeinschaft, des gemeinsamen Gebetes und der gemeinsamen Feier. Ich hoffe, dass die katholische Kirche in Hannover Präsenz in Politik und Gesellschaft zeigt. Die große Zahl an Flüchtlingen wird auch in den nächsten Jahren eine Herausforderung sein. Die Kirche muss weiterhin an der Seite der Menschen stehen, die teilweise vor schrecklichsten Verhältnissen geflohen sind und bei uns Zuflucht suchen. Durch diese Hilfe findet auch Integration statt. Da darf St. Clemens und die katholische Kirche in Hannover nicht nachlassen. So ist Kirche ein Vorbild für die Gesellschaft und eine Sicherheit für all die, die eigentlich die Unsicherheit hinter sich lassen wollten.

Und wenn ich einen ganz persönlichen Wunsch äußern darf, der nun mit all dem Vorherigen nichts zu tun hat: Ich würde mir sehr (!) wünschen, wenn nach der Renovierung der Kirche die, Verzeihung, schrecklich unästhetischen Apostelfiguren einen neuen Aufstellort in irgendeinem Keller fänden. 

 



März 2016

Ingrid Lange, von 2001-2011 ehrenamtliche Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Hannover als Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen. Seit 2014 Trägerin der Stadtplakette Hannover.

Liebe Frau Lange, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Ich bete hin und wieder so gern katholisch in dieser Basilika. Bei aller Offenheit  ist und bleibt diese Kirche ein sakraler Ort, der mich als evangelische Christin anzieht.  Am liebsten nähere ich mich St. Clemens aus der U-Bahn kommend auf der ‘Straße der Toleranz‘. Zuerst gehe ich ganz langsam an der evangelisch-reformierten Kirche vorbei, dann sehe ich schon den neuen Turm der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis, dann kommt der fast verborgene, traurige Ort der alten Synagoge – und dann ist sie da: die faszinierende Basilika! Sie ist für mich so etwas wie ein Petersdom in Hannover.

Das Motto für das Jahr 2016 lautet: „St. Clemens – eine Kirche in der Stadt.“ Wie sehen Sie die Beziehung der (St. Clemens-)Kirche zur Gesellschaft?

Das Motto gefällt mir sehr gut. Was wären Städte ohne Kirchtürme, Kuppeln ja ohne Gotteshäuser? Das kann ich mir nicht vorstellen. Kirchen sind immer auch Orte, wo sich ganz verschiedene Menschen treffen, Männer und Frauen, Fremde und Einheimische, Alte und Junge. Hannover ist keine evangelisch dominierte Stadt mehr. Hannover ist keine christlich dominierte Stadt mehr. Dennoch wirken die St. Clemens-Kirche wie auch die Marktkirche in die Gesellschaft hinein, und zwar besonders über Probst Martin Tenge, Pastorin Hanna Kreisel-Liebermann und Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann,  die diesen „Hauptkirchen“ in Hannover ein Gesicht geben. Ökumenische Gottesdienste sind schon Tradition und doch jedes Mal wieder für mich ein wunderbares Ereignis. In Hannover ist Kirche politischer geworden. „Bunt statt Braun“, dieser Aufruf, der die Einstellung der Mehrheit der Stadtgesellschaft symbolisiert, trägt auch die Handschrift von St. Clemens. Und am Aschermittwoch sind alle eingeladen, egal welcher Religion oder Weltanschauung, zur Eröffnung der Fastenzeit. St. Clemens verbindet! Vielen Dank!!

Was wünschen Sie sich zukünftig von St. Clemens und der Katholischen Kirche in Hannover?

Ich wünsche mir, dass St. Clemens optimistisch weiterarbeitet und dabei hilft, dass keine katholischen Kirchen geschlossen werden müssen. Ich wünsche mir, dass St. Clemens noch  attraktiver für junge Menschen in Hannover wird. Ich wünsche mir von St. Clemens wie auch von allen anderen katholischen Kirchen, dass sie noch offener für “Frauen in der Kirche“ werden. Ich wünsche mir, dass der gute Einfluss von St. Clemens im Rat der Religionen weiter in unsere Stadtgesellschaft hineingetragen wird. Ich wünsche mir  viele Gemeinsamkeiten zwischen katholischen und evangelischen Christen, ohne die eigene Identität aufzugeben. Das ist ein Fundament für die wachsende Vielfalt in unserer Stadt Hannover. St. Clemens kann das!

 



 

Februar 2016

Klaus-Dieter Gleitze, Geschäftsführer der Landesarmutskonferenz LAK Niedersachsen. Künstler. Mitherausgeber der NETZ – Niedersächsische Teilhabe-Zeitung.

Lieber Herr Gleitze, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Im Alter von zwei Jahren bin ich aus dem katholischen Eichsfeld nach Hannover ausgewandert. Hier in der Diaspora hatte man nur drei Anlaufpunkte: St. Benno, St. Bernward und im Notfall St. Clemens. Ich wurde Messdiener in St. Clemens: liturgische Gebete noch auf Latein, Weihrauchfässchen geschwungen, barocke Inszenierungspracht in feierlichen Hochämtern mit Heerscharen rotberockter Messdiener. Wer so sozialisiert worden ist, unterliegt einer gewissen Wahrscheinlichkeit, entweder Einsiedler, Häretiker oder Satiriker zu werden. Zur Zeit bin ich letzteres. Unvergessen eine meiner ersten bewussten Erinnerungen: die offene Basilikakuppel der noch im Wiederaufbau befindlichen Kirche.

Das Motto für das Jahr 2016 lautet: "St. Clemens - eine Kirche in der Stadt." Wie sehen Sie die Beziehung der (St. Clemens-)Kirche zur Gesellschaft?

Ich habe die aktuelle Arbeit von St. Clemens in der Zusammenarbeit im Projekt „Armut? Das ist doch keine Kunst!“ näher kennen gelernt. Künstler aus dem Projekt haben dort unter anderem das Obdachlosenfrühstück begleitet. Der Versuch von St. Clemens, über kreative, neue Wege verlorene Zugänge zur Gesellschaft zu finden und dabei sozialpolitisches Engagement nicht zu vernachlässigen, hat mir gut gefallen. Das Zeichen, das z. B. die Installation auf der  Kuppel 2014 ausgesandt hat, war da im doppelten Sine „bestrickend“.

Was wünschen Sie sich zukünftig von St. Clemens und der Katholische Kirche in Hannover?

Zwei Dinge, orientiert am Motto: Seid realistisch, fordert das Unmögliche.

1. Mehr Einsatz  für von Armut Bedrohte und Ausgegrenzte. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan,“ dieses Mathäus-Zitat ist ein kategorischer Imperativ für mehr Solidarität und Barmherzigkeit. Bei der Armutsbekämpfung könnte die hiesige Basis den Papst Franziskus ruhig entschiedener bei seinen bisherigen Worten nehmen. Beide christlichen Kirchen engagieren sich vorbildlich in der Flüchtlingsarbeit und beziehen mitunter sogar dezidiert Stellung gegen staatliche oder Mainstream-Positionen. Auf dieser alltäglichen Arbeitsebene „unten“ klappt Ökumene auch reibungslos, zumindest in meiner Wahrnehmung von der Zusammenarbeit mit Caritas und Diakonie im Rahmen der Landesarmutskonferenz. Aber „oben“? Auch hier gilt für die Basis: Ohne Druck – kein Ruck.

Ähnliche Entschiedenheit wie im Engagement in der Flüchtlingsfrage wünsche ich mir auch bei der wachsenden Spaltung unserer Gesellschaft zwischen Arm und Reich.

2. Abbau von Defiziten beim Gleichheitsgrundsatz. „Alle Menschen sind gleich“: Das gilt für einen gleichberechtigten Zugang zu allen Ämtern und Institutionen, für alle Menschen, gleich welchen Geschlechts oder welcher sexuellen Orientierung. Beim interkonfessionellen Dialog beispielsweise spielt St. Clemens nach meinem Eindruck in der Bundesliga. Demnächst auch beim Einsatz für mehr Gleichheit?

Grundsätzlich fällt mein St. Clemens Zwischenzeugnis  für die letzten 300 Jahre positiv aus: Versetzung nicht gefährdet. Ich freue mich auf die nächsten 300 Jahre ...



 

Januar 2016

Cora Hermenau, Regionsrätin, Dezernentin bei der Region Hannover

Liebe Frau Hermenau, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Mit der Basilika St. Clemens verbinde ich viele Erinnerungen aus meiner Kindheit. Ich denke an meine Firmung, an meinen Vater und meinen Großvater, der Clemens hieß und sehr stolz auf diesen Namen war. Mein Vater hatte nach dem 2. Weltkrieg als Vertriebener in Hannover eine neue Heimat gefunden und über St. Clemens Heimatnähe und Hoffnung gesucht.Wenn ich daran denke, bringt mir St. Clemens ein Stück Kindheit zurück.

Das Motto für das Jahr 2016 lautet: "St. Clemens - eine Kirche in der Stadt." Wie sehen Sie die Beziehung der (St. Clemens-)Kirche zur Gesellschaft?

Ich wünsche mir, dass St. Clemens in 2016 eine Kirche in der und für die Stadt sein kann.Unsere Gesellschaft und auch unsere Stadtgesellschaft wird sich durch die aktuelle Zuwanderung von Menschen aus fremden Kulturen und Religionen verändern. Ich sehe hier eine wichtige Rolle für St. Clemens, uns alle, die, die wir hier zuhause sind und die, die hier zukünftig Zuhause sein werden,  auf dem Weg in unsere neue Gesellschaft zu begleiten.

Was wünschen Sie sich zukünftig von St. Clemens und der Katholische Kirche in Hannover? 

Ich wünsche mir, dass St. Clemens ein Ort für Gespräche, für gegenseitiges verstehen und für Antworten ist. Eine Kirche für die Menschen von heute muss offen sein für kritische Fragen nach innen und nach außen. Nur so gelingt der Plan für eine gute Zukunft. Ich wünsche St. Clemens und den hier wirkenden Menschen dafür Kraft und Stärke.

 



Dezember 2015

Marie Kleine, Referentin für Presse und Öffentlichkeitsarbeit für die Kath. Kirche in der Region Hannover und Mitarbeiterin der Kirchenzeitung Hildesheim

Liebe Frau Kleine, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Da ich nicht in Hannover aufgewachsen bin, kann ich mich noch genau daran erinnern, wie ich St. Clemens das erste Mal gesehen und erlebt habe. Das war im Sommer vergangenen Jahres, an einem lauen Abend. Zu dem Zeitpunkt wusste ich schon, dass ich in Zukunft am Kirchplatz meinen Dienstsitz haben werde. Ich war an dem Abend in Hannover und wir kamen auf die Idee, doch einfach die „City“ zu verlassen und uns das mal anzuschauen. Also sind wir mit dem Handy als Navi in der Hand auf die Suche gegangen. Ziemlich plötzlich und unvermittelt, nur ein paar Meter von einer großen Hauptstraße entfernt, tauchte die Basilika mit ihrem Kirchplatz auf. Umgeben von Nachkriegsbauten eine liebliche Kuppelkonstruktionen in weichen Farben. Stimmungsvoll und geheimnisvoll angestrahlt in der Nacht. Eine eindrucksvolle Kirche mit Flair, die auf den ersten Blick an einem ungewöhnlichen Ort stand. Und auf den großen Stufen vor der Kirche saß – eine südeuropäisch aussehende Familie mit mehreren Kindern. Gefüllte Aldi- Tüten standen sorgsam aneinandergereiht vor der Kirchentür. Zwei der Kinder spielten auf den Treppen miteinander Fangen. Auf dem Kirchplatz auf einer Bank schlief ein Penner. Die Basilika St. Clemens war es, die diesen Menschen am Rande unserer Gesellschaft einen Ort bot. Nicht mitten in der Innenstadt, sondern am Rande eines Viertels, das nachts nicht als ungefährlich galt. In dem Moment war ich nicht nur von dem hübschen und außergewöhnlichen Außen der Kirche beeindruckt, sondern auch davon, dass hier Kirche für Menschen da ist. Ohne ein besonderes Angebot oder Tamtam. Als ein Ort, der für sie selbstverständlich zugänglich ist. Und an dem sie sich sicher fühlen.   

Heute symbolisiert die Basilika St. Clemens für mich sowohl Wandel als auch Kontinuität. Einerseits ist sie ein Gebäude, das dem Wandel der Zeit trotzt und für die Langlebigkeit und Stabilität der Kirche an sich steht. Andererseits wird die Kirche durch die Zeiten hindurch immer wieder neu mit Leben gefüllt. Ich denke da zum Beispiel an die Plaza Cultural oder Fronleichnam dieses Jahr. Wer hätte zur Zeit des Baus von St. Clemens gedacht, dass es einmal eine solch lebendige spanischsprachige Gemeinde in Hannover geben würde, die sich im Schatten der Barockkirche wohl fühlen würde. Oder dass Fronleichnam im Jahr 2015 an der Marktkirche starten würde. Neue und alte Traditionen treffen an St. Clemens aufeinander. Gerne denke ich auch an interessante Interviews zurück, die ich auf dem Kirchplatz vor der Kirche geführt habe.

2. Das Motto für das Jahr 2015 lautet: "St. Clemens - eine Kirche im Bistum Hildesheim." Woran denken Sie bei diesem Motto?

In Hannover denkt und fühlt man anders als in Hildesheim und umgekehrt. Trotzdem sind sowohl Hannoveraner als auch Hildesheimer Teil eines gemeinsamen Bistums. Gerade für die Katholiken, die am Rande des Bistums oder am Rande von Stadt und Region Hannover leben, ist es wichtig, gemeinsame Bezugspunkte zu haben. Während des Bistumsjubiläums dieses Jahr war das für viele der Hildesheimer Dom. Auch die Basilika St. Clemens kann so ein Bezugspunkt für die Menschen im Bistum sein. Ein Ort, an dem sie sich zu Hause fühlen können und an dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufeinander treffen.

3. Wo sehen Sie St. Clemens und die Katholische Kirche im Jahre 2018 in Hannover und im Bistum? 

Sicherlich ist von einem Zurückschrumpfen der Katholischen Kirche bei uns im Bistum und in Hannover auszugehen. Aber auch darin liegt für uns eine Chance und eine Herausforderung: Die Chance, das Wesentliche wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Und die Herausforderung, unsere Relevanz für die Gesellschaft trotz Schrumpfen beizubehalten. St. Clemens kann uns dabei helfen, beides anzugehen. Als Hauptkirche von Stadt und Region Hannover mit einer ihr eigenen Spiritualität ist sie ein Ort, der große Anziehungskraft nach außen hin ausübt. Und der uns daran erinnert, dass die Kirche wie eine große Kuppel sein soll, unter deren Dach sich die Menschen versammeln und sich behütet fühlen. 2018 wird darüber hinaus ja auch ein großes Jubiläumsjahr für die Katholische Kirche in der Region Hannover. Bestimmt werden Konzerte, Veranstaltungen und Aktionen dann auch rund um St. Clemens stattfinden.

 



November 2015

Martin Wrasmann, Referent für Weiterentwicklung pastoraler Strukturen in der Hauptabteilung Pastoral

Martin Wrasmann

Lieber Herr Wrasmann, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

In meiner Zeit als Dekanatsjugendseelorger im Dekant Hannover-Nord (1980-1984) war für mich St. Clemens der zentrale Ort der katholischen Kirche in Hannover. Es war die Zeit des Ringens um den gesellschaftlichen Auftrag der Kirche, in der Friedensbewegung, der ökologischen Orientierung, aber auch die Zeit des Ringens um Demokratiefähigkeit und Partizipation in der kath. Kirche. Als Sammunlungsort für die Suchenden und Ringenden hat der Ort St. Clemens eine bedeutende Rolle gespielt, weil dieser Diskurs in anderen Pfarrgemeinde so nicht möglich war. Die Vielfalt der Nationen hat mich immer sehr beeindruckt. Vielleicht örtlich marginalisiert hat sich die St. Clemenskirche doch zu einem Zentrum von Bildung und sozialer Gerechtigkeit etabliert, die altärliche Feier der Eucharistie sucht die Nähe zur alltäglichen Eucharistie in der Sorge um die Obdachlosen.

Das Motto für das Jahr 2015 lautet: "St. Clemens - eine Kirche im Bistum Hildesheim." Woran denken Sie bei diesem Motto?

Nicht eine Kirche, schon garnicht irgendeine Kirche im Bistum, sondern die Kirche, die für eine ganze Region steht, die sich verändern kann, wenn die Zeichen der Zeit es fordern, die eine andere Rolle spielt als eine Pfarrkirche. Sie ist “königliches Haus" und hat damit die Aufgabe, in besonderer Weise die Botschaft vom Reich Gottes wach zu halten. In dieser Funktion ist sie Ort, an dem der Spannungbogen zwischen Mystik und Politik zusammengehalten wird.

In manchen Begegnungen in St. Clemens durfte ich erfahren, wie Menschen in unterschiedlichsten Situation die Clemenskirche als besonderen Ort der Nähe Gottes aufsuchten. St. Clemens – eine Kirche, eine Kirche für die Suchenenden

Wo sehen Sie St. Clemens und die Katholische Kirche im Jahre 2018 in Hannover und im Bistum? 

Im Spaß, mit ein wenig Zukunftsblick: als Dom des Bistums Niedersachsen.

Konkret: Die Kirche St. Clemens wird zu einem ästhetisch schönen Ort umgebaut, zur Wohnung Gottes unter den Menschen. Es wird liturgisch vielfältig gefeiert werden, der Kirchplatz wird zum Areopag, zum anderen Markt einer interreligiösen und interkulturellen Gesellschaft. Von ihr geht eine Kraft aus, die das Antlitz von Hannover verändern kann, weil sie ein Anders-Ort ist, der den Obdachlosen ein Dach, den Flüchtlingen eine Heimat und denen, die gebrochenen Herzens sind, eine Hoffnung gibt.

 



Oktober 2015

Dr. Marie-Christine Kajewski, Theologin und Politikwissenschaftlerin, Geschäftsführerin des Diözesanrates der Katholiken, derzeit in Elternzeit

Liebe Frau Kajewski, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Besonders die Erinnerung an die Tauffeiern meiner Kinder verbindet mich mit der Basilika St. Clemens. Die Feiern fanden jeweils im Rahmen der sonntäglichen Messfeier statt. Die zum Gottesdienst versammelte Gemeinde ließ erfahrbar werden, dass durch die Taufe eine Aufnahme in die lebendige Gemeinschaft der Glaubenden geschieht. Keiner glaubt für sich allein, vielmehr sind wir als Getaufte gerufen, unsere Charismen in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen und so Kirche und Welt zu gestalten.

Das Motto für das Jahr 2015 lautet: St. Clemens – eine Kirche im Bistum Hildesheim. Woran denken Sie bei diesem Motto?

Nicht nur jeder einzelne Getaufte hat eine besondere Begabung, auch Orte haben ein bestimmtes Charisma. Dieses kann nicht isoliert gelebt werden, sondern verweist immer auf die eine, umfassende Kirche Jesu Christi. So belebt das kirchliche Leben in St. Clemens die Kirche im Bistum Hildesheim und darüber hinaus. Dieser Weg ist aber keine Einbahnstraße. Denn damit geht die Verpflichtung einher, das eigene Charisma anzunehmen und es weiter auszubilden und zu stärken. Was aber ist das Charisma des Kirchortes St. Clemens? Dies im Hören auf Gottes Wort gemeinsam anzuschauen und herauszufinden gibt wiederum wichtige Impulse für das kirchliche Leben vor Ort.

Wo sehen Sie St. Clemens und die katholische Kirche im Jahr 2018 in Hannover und im Bistum?

St. Clemens sucht heute schon bei vielen Themen – genereller und aktueller, informativer und kritischer Natur – das Gespräch. Ich wünsche mir, dass sich diese Dialogkultur noch intensiviert und St. Clemens auch im Jubiläumsjahr 2018 vertrauensvoll auf das hört, was Gott mit seiner Kirche vor Ort vorhat – und dass St. Clemens gerade deshalb beständig im Dialog mit den Menschen Hannovers und des Bistums steht.

 



September 2015

Andreas Brauns, Diplom-Theologe, Diözesanbeauftragter des katholischen Rundfunkreferates im Bistum Hildesheim

Lieber Herr Brauns, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Vor einigen Jahren eine schöne Zeit, denn da hatte ich mein Büro in unmittelbarer Nachbarschaft der Basilka. Und in der Krypta habe ich bei manchem Mitarbeitergottesdienst durch meine Chefs die eine oder andere Anregung für einen Radiobeitrag erhalten. Es kommt eben nicht nur der Glaube vom Hören, nein, auch das Verkündigen im Radio. Und wenn ich im Edith-Stein-Haus am Schreibtisch mal nicht weiter wusste, dann bin ich für ein paar Minuten in die Basilika gegangen, um mir Hilfe zu holen.  In und um Sankt Clemens bin ich  interessanten Personen begegnet und konnte viele von ihnen interviewen. Gern denke ich auch an Hörfunkgottesdienste zurück und an den Fernsehgottesdienst im Jahr 2009, der die Basilika ins rechte Licht gesetzt hat.   

Das Motto für das Jahr 2015 lautet: "St. Clemens - eine Kirche im Bistum Hildesheim." Woran denken Sie bei diesem Motto?

Sankt Clemens ist eine besondere Kirche, eine, die mit Leben gefüllt ist, nicht nur dann, wenn der NDR kommt… Da ist das abwechslungsreiche Programm der Kirchenmusik, außerdem die sonntäglichen Spätmessen mit guter Musik und interessanten Predigten. Es ist gut, so eine Kirche ganz nah an der Stadtmitte zu haben. Sozusagen mittendrin einen Ort für die Begegnung mit Gott und den Menschen.

Wo sehen Sie St. Clemens und die Katholische Kirche im Jahre 2018 in Hannover und im Bistum? 

Ich möchte es so sagen. Ich hoffe, die Menschen, die sich zu Sankt Clemens zugehörig fühlen, sind im Jubiläumsjahr der Basilika mitten im Leben der großen und multikulturellen Stadt und nah bei den Menschen, die Unterstützung brauchen. Ich wünsche mir Sankt Clemens als eine offene Kirche, offen für Suchende, Fragende und Zweifler. So könnte die Basilika als zentrale Anlaufstelle auch das Bild der Kirche verändern. Einer Kirche, die immer mal wieder der Versuchung erliegt, sich um sich selbst zu drehen.

 



August 2015

Carola Stieglitz, Ehrenamtliches Mitglied im Dekanatspastoralrat Hannover, im Diözesanrat des Bistums Hildesheim und im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK)

Liebe Frau Stieglitz, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Als Enkelkind einer sehr hannoverbegeisterten und geschichtsinteressierten Oma, kenne ich St. Clemens vor allem aus Erzählungen, die große Kirche mit der Kuppel in der Nähe der ehemaligen Synagoge. Außerdem habe ich das Gebäude als Kind immer auf den Modellen im hannoverschen Rathaus gesucht!

Lange war für mich die Basilika nur ein Kirchort...Mit Leben hat sich das Gebäude mit der Zeit gefüllt - Taizégebete in der Krypta, aber vor allem seit meine Praxissemester bei der KEB Hannover. Seit dem ist St. Clemens für mich mit Aktionen und Personen belebt worden.   

Das Motto für das Jahr 2015 lautet: "St. Clemens - eine Kirche im Bistum Hildesheim." Woran denken Sie bei diesem Motto?

Als Mitglied im Diözesanrat und zdk erlebe ich nicht nur Kirche bei mir vor Ort, sondern auch Kirche im Bistum Hildesheim und Deutschland.

Ja, auf den ersten Blick ist St. Clemens eine von vielen Kirche im Bistum Hildesheim, aber St. Clemens ist für mich nicht unbedingt die typische Kirche vor Ort, wo sich die Gemeinde trifft, sondern auch Tourismusziel (Als katholische Hannoveranerin eine komische, aber sehr schöne Vorstellung, dass Menschen sich auf ihrem Weg durch Hannover St. Clemens anschauen.) begehrte Hochzeitslokation, Ort vieler verschiedener Gemeinschaften, die sich im Gottesdienst versammeln und zielgruppenorientierte  Gottesdienste feiern! 

Die verstrickte Kuppel im Herbst 2014 ist dafür ein gutes Bild. Ein langer Schal um die Kuppel, der wärmt und beschützte, die jenigen, die sich unter ihr versammeln, aber auch Wirkung nach außen hat und sagt, hier sind wir! 

Wo sehen Sie St. Clemens und die Katholische Kirche im Jahre 2018 in Hannover und im Bistum? 

St. Clemens ist, im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen, eine Kirche, die immer offen ist, nicht nur für den Gottesdienst, sondern auch so, um sie zu bestaunen, zu beten, zur Ruhe zu kommen...das wünsche ich mir auch für die katholischen Kirchen in Hannover und im Bistum. Kirchen als Orte mit offenen Türen! 

Für die katholische Kirche wünsche ich mir, dass sie ein Ort der Gemeinschaft, der Ruhe, aber des Trubels ist und bleibt. Liebe Kirche, sei offen, für Menschen, gleich Ihrer Herkunft, Geschlecht, Alter, sexuellen Orientierung, Familienform und unabhängig vom Aufenthaltsstatus! 

Gerade im Bistum Hildesheim und Hannover, wo Flüchtlinge und Vertriebenen nach dem 2ten Weltkrieg eine neuen Heimat suchen mussten und seit langem einen Platz gefunden haben - kann und muss Kirche Zeichen setzten. Menschen mit Fluchterfahrungen sind nichts Neues. Liebe Kirche, sei für die Menschen da! 

 



Juli 2015

Generalvikariatsrat Dr. Christian Hennecke, Leiter der Hauptabteilung Pastoral im Bischöflichen Generalvikariat

Lieber Dr. Hennecke, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Mich verbinden Erfahrungen von Gottesdiensten mit der Studentengemeinde und eine wunderbare Trauung mit dieser Kirche. Diese Kirche ist ein wirkliich wunderbarer Raum zur Feier der Gottesdienste - groß und weiträumig. Mit St. Clemens verbinde ich im wahrsten Sinne des Wortes katholische Kirche: eine Kirche ohne Grenzen, aus vielen Völkern, mit vielen Begabungen.

Das Motto für das Jahr 2015 lautet: "St. Clemens - eine Kirche im Bistum Hildesheim." Woran denken Sie bei diesem Motto?

Ich höre in diesem Motto nicht so sehr die Einzelheit und Einzigartigkeit der Kirche, sondern ihre tiefste Wurzel: wo immer wir Kirche sind, sind wir nicht eine Kirche neben anderen, denn es gibt nur eine Kirche, die von Christus. Und in der Tat: für mich hat das eine ökumenische Bedeutung: nebenan sind die Zentren der evangelischen Landeskirche, und viele Freunde, Brüder und Schwestern, kenne ich dort. Das Motto hat die Kraft, diese Ökumene in den Blick zu nehmen. Natürlich noch mehr: es kann nicht darum gehen, in St. Clemens Christ zu sein und dann gibt es ja auch noch das Bistum, die anderen Teile unseres Bistums. Darin liegt also die Herausforderung, zu einer echten Gemeinschaft aller im Bistum zu werden: was für die anderen wichtig ist, das ist auch für St. Clemens wichtig - und was es an Problemen woanders gibt, das geht uns was an….

Wo sehen Sie St. Clemens und die Katholische Kirche im Jahre 2018 in Hannover und im Bistum?

Ich würde mir wünschen, dass es einen Weg der Christen in Hannover gibt, die entdecken, wie wichtig eine zentrale Kirche in Hannover ist - und gleichzeitig, wie wichtig ihr Leben als Kirche in den Stadtteilen ist… Das kommt nicht von selbst. Da bräuchte es einen echten Anstoß und Willen, auf einem solchen Weg zu gehen. Dann kann St. Clemens das Symbol für den Aufbruch werden.

 



Juni 2015

Dr. Dagmar Stoltmann-Lukas, Leiterin der Diözesanstelle Ökumene und Referentin für theologische Grundfragen

Liebe Frau Dr. Stoltmann-Lukas, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

St. Clemens ist für mich ein wichtiger Anlaufpunkt in Hannover. Mich fasziniert besonders das große Weihwasserbecken, in das man fast eintauchen kann, An diesem Becken wird mir immer deutlich, dass wir uns bei der Bekreuzigung mit Weihwasser an unsere Taufe erinnern. Immer wieder bei Gott eintauchen zu dürfen, gibt mir Kraft.

Das Motto für das Jahr 2015 lautet: "St. Clemens - eine Kirche im Bistum Hildesheim." Woran denken Sie bei diesem Motto?

Das Motto macht auf die Spannung zwischen der einen Kirche – St. Clemens – und dem Bistum als ganzem aufmerksam. An diesem einen Ort – St. Clemens ist mit seiner historischen und aktuellen Bedeutung sicherlich herausragend - wird christliches Leben sichtbar. Aber St. Clemens steht nicht allein, viele andere Kirchen gehören ebenfalls zum Bistum. Auch an vielen anderen Orten, nicht nur in den Kirchen, sondern auch in Seniorenheimen, Bildungseinrichtungen, Krankenhäusern, wird sichtbar, dass Gott mit uns eine Beziehung eingegangen ist und uns aufruft, seine Botschaft zu verkünden. Es ist wichtig, dass vor Ort christlicher Glaube  gelebt wird. Es braucht aber den Blick über den Tellerrand: Wir sind nicht allein unterwegs, wir sind – auch als Bistum – aufeinander angewiesen. Wir können immer nur einen Teil der Botschaft weitergeben und dürfen uns nicht selbst genügen, weder als Kirche vor Ort, noch als Bistum Hildesheim.

Wo sehen Sie St. Clemens und die Katholische Kirche im Jahre 2018 in Hannover und im Bistum?

Im Jahr 2018 werden wir 500 Jahre Reformation begangen haben, in ökumenischer Verbundenheit. Wir werden uns gemeinsam auf unsere Wurzel besonnen haben: auf Jesus Christus. Vielleicht werden wir uns auch mit unserem Versagen in der Geschichte konfrontiert haben. Und vielleicht sind deswegen ganz neue Wege von Einheit in geschwisterlicher Verschiedenheit möglich.

 



Mai 2015

Norbert Trelle, Bischof von Hildesheim

Lieber Herr Bischof, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Wenn ich auf die Clemensbasilika zukomme, freue ich mich über diese stimmige Ansicht: im Stadtbild und im übertragenen Sinn. Die Basilika bringt die Präsenz der katholischen Kirche in Hannover sehr angemessen zum Ausdruck – ohne dabei übertrieben zu sein. Und so steht sie für die vielen Aktivitäten, Projekte und Einrichtungen der Kirche, die in hervorragender Weise zum Gemeinwohl der Stadt Hannover beitragen. 

Das Motto für das Jahr 2015 lautet: "St. Clemens  eine Kirche im Bistum Hildesheim ." Woran denken Sie bei diesem Motto?

Die Propsteikirche St. Clemens ist eine von nur drei Basiliken im ganzen Bistum Hildesheim, eine ganz besondere Kirche also, mit der sich viele Katholiken im Regionaldekanat Hannover identifizieren. Einem Leuchtturm vergleichbar, hat sie besondere Bedeutung für die große Region und damit für das ganze Bistum. St. Clemens hält den Himmel offen über Hannover!

Wo sehen Sie St. Clemens und die Katholische Kirche im Jahre 2018 in Hannover und im Bistum?

Die Basilika St. Clemens erinnert mich daran, dass es nach langer Zeit möglich wurde, in einer mehrheitlich protestantisch geprägten Stadt eine katholische Kirche zu bauen und katholische Gottesdienste zu feiern. Das ist für mich eine steinerne Verpflichtung zur Ökumene. Als Christen stehen wir vor der Aufgabe, die Zukunft der Stadt, in der wir leben, gemeinsam zu gestalten. Wir sind nicht nur Kirche IN der Stadt, wir müssen Kirche FÜR die Stadt werden. Das gilt für St. Clemens in Hannover und für jeden Ort in unserem Bistum.

 



April 2015

Manuela Weinhardt-Franz, Mitarbeiterin im Bischöflichen Generalvikariat im Stabsreferat Gleichstellung / Genderorientierte Personalentwicklung

Liebe Frau Weinhardt-Franz, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

St. Clemens steht für mich für eine bunte Kirche, die mutig und mit kreativen Ideen Themen anpackt, offen und einladend ist.

Mich persönlich verbinden die Angebote der KHG und der Gottesdienst zur interkulturellen Woche mit St. Clemens. Besondere Einblicke und eine neue Perspektive bot sich mir bei einer Führung durch die Propsteikirche, die die Initiative junge erwachsene Hannover http://www.junge-erwachsene-hannover.de angeboten hat. Propst Martin Tenge hat dabei sehr persönlich und verbindend Geschichte und Gegenwart zusammengebracht.

Das Motto für das Jahr 2015 lautet: "St. Clemens - EINE KIRCHE IM BISTUM HILDESHEIM." Woran denken Sie bei diesem Motto?

St. Clemens ist eine Kirche, die Neues wagt.

Als Gleichstellungsbeauftragte für das Bischöfliche Generalvikariat Hildesheim und seine Einrichtungen beeindrucken mich besonders die Ideen, die neue Antworten für mehr Chancengleichheit suchen.

Da gab es z.B. die „Modenschau“ für liturgische Gewänder für Frauen in den verschiedenen liturgischen Diensten im März 2014.

Oder der Tag der Diakonin, der dieses Jahr am 29.4. in St. Clemens begangen wird.

Das Projekt „Strickgraffiti für die Kuppel von St. Clemens“ machte nicht nur sichtbar, „dass die Kirche Menschen behütet und eine bunte, lebendige Kirche ist“ sondern

auch, dass viele Frauen der Kirche ihr Gesicht geben, mitgestalten und mittun. Oft leise aber auch unbeirrbar und verlässlich an ihrer je kleinen oder großen Aufgabe.

Wo sehen Sie St. Clemens und die Katholische Kirche im Jahre 2018 in Hannover und im Bistum?

St. Clemens als Kirche mit Strahlkraft. Ich wünsche mir, dass St. Clemens weiterhin Männer UND Frauen im Blick behält und Raum für ihre Themen bietet, mutig schwierige Themen anpackt und damit ansteckt und nach vorne weist.

 



März 2015

Dr. Konrad Deufel, Oberstadtdirektor der Stadt Hildesheim a.D. , Vorsitzender des Dombauvereins Hildesheim

Deufel

Lieber Herr Dr. Deufel, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Ein klarer Kirchenraum, hilfreiche Gottesdienste, eine die Kontemplation fördernde Helligkeit – auch ein ungewöhnliches Baudenkmal als katholisches Zentrum in unserer Landeshauptstadt.

Das Motto für das Jahr 2015 lautet: „St. Clemens  eine Kirche im Bistum Hildesheim“ Woran denken Sie bei diesem Motto?

Der neue alte Dom in Hildesheim ist das Herzstück des Bistums – nüchtern und glanzvoll zugleich, St. Clemens zeigt kirchliches Bekenntnis in einer Großstadt  -  beides, mit Leben erfüllt, verkündet die Botschaft unseres  Glaubens.

Wo sehen Sie St. Clemens und die Katholische Kirche im Jahre 2018 in Hannover und im Bistum?

Wenn es gelingt wie in Hildesheim mit dem dortigen Dombauverein eine eigenständige bürgerschaftliche Initiative  auch in Hannover zu entwickeln und zu erhalten, bin ich sehr zuversichtlich. Wenn Bürgerinnen und Bürger sagen: „St. Clemens gehört zu Hannover so wie die Marktkirche, ich unterstütze diese Kirche und diesen Bau, weil es mir in dieser Stadt gut geht und ich etwas zurückgeben möchte!“, wenn das eintritt, sind neue Formen der Zivilgesellschaft erreicht, dann ist mir um die katholische Kirche in Hannover nicht bange – das verbietet sich ohnehin schon aus dem christlichen Glauben heraus!

 



Februar 2015

Elisabeth Eicke, Vorsitzende des Diözesanrates der Katholiken im Bistum Hildesheim

Liebe Frau Eicke, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Meine persönliche Verbindungen zur Basilika St. Clemens sind vielfältig. Herausragend ist sicherlich, dass ich in ihr von Weihbischof Heinrich Pachowiak das Sakrament der Firmung empfangen habe – im Rahmen einer Erwachsenenfirmung.

Das Motto für das Jahr 2015 lautet: St. Clemens - eine Kirche im Bistum Hildesheim. Woran denken Sie bei diesem Motto?

Bei diesem Motto denke ich sofort an die vielen verschiedenen Gottesdienste, die in St. Clemens gefeiert werden und in der Vergangenheit gefeiert wurden – von ganz verschiedenen Menschen, oft am selben Tag. St. Clemens steht für eine Kirche, die alle Menschen einlädt, die Gott suchen: in der Feier der Eucharistie, in wunderschöner Kirchenmusik, im stillen Gebet, im gemeinsamen Singen, in der Beziehung zu anderen Menschen.

Wo sehen Sie St. Clemens und die Katholische Kirche im Jahre 2018 in Hannover und im Bistum?

Ich hoffe, dass unsere Kirche  – gemeinsam mit allen, die Kirche sind – in 2018 neue Wege zu den Menschen entdeckt hat, um mit den Leidenden, Verzweifelten, Einsamen, Hoffnungslosen, Jungen und Alten einen Gott zu erfahren, der uns von aller Angst befreit.

 



Januar 2015

Norbert Kesseler, Leiter der Abteilung Bau im Bischöflichen Generalvikariat in Hildesheim

Lieber Herr Kesseler, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Die Basilika St. Clemens ist mir als architektonisch herausragendes und bauhistorisch bedeutendes Kirchenbauwerk in unserem Bistum schon aus beruflichen Gründen seit langem bekannt und vertraut. An Ihr machen sich für mich -  gerade in Anbetracht der aktuellen Gedanken zur Umgestaltung der Basilika -  Fragen nach der Aufgabe von Kirchengebäuden in unserer heutigen Zeit und in unserer heutigen Gesellschaft fest.

Das Motto für das Jahr 2015 lautet: St. Clemens - eine Kirche im Bistum Hildesheim. Woran denken Sie bei diesem Motto?

Zunächst einmal ist die  Basilika St. Clemens tatsächlich eine Kirche in unserer Diözese. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Kirchen sind für mich schon per se ganz besondere Räume. Sie können  die Menschen auf vielfältige Weise ansprechen. Vorausgesetzt, sie lassen es zu. Für viele Menschen, die dem hektischen Treiben des Alltags - wenn auch nur für kurze Zeit -  entrinnen wollen, sind Kirchen willkommene Rückzugsräume. Das trifft ganz besonders auf solche Kirchen zu, die wie St. Clemens zentral im Herzen einer Großstadt liegen. Kirchen sind aber auch erfrischend zweckfreie Räume. Sie dienen „lediglich“ der Versammlung der Gemeinde: Ad majorem dei gloriam.  In einer durch und durch zweck- und nutzenorientierten Gesellschaft empfinden viele Menschen Kirchen  als deutliche Signale einer anderen, einer transzendenten Lebenswirklichkeit, jenseits des vordergründig Nützlichen. Sie stellen allein durch ihre bloße Präsenz unser alltägliches, oft eindimensionales Tun in Frage. Sie sind Stein gewordene Verweise auf das „geistige Ringen um die letzten Fragen“.  Menschen brauchen solche besonderen, zweckfreien - und man kann durchaus sagen - nutzlosen Lebensräume. „Ohne zweckfreies Tun verkümmert der Mensch“, schreibt Bischof Heinrich Musinghoff. Dieses andersartig sein übt eine besondere Anziehungskraft auf uns aus. In den meisten europäischen Städten und Dörfern sind Kirchen auch  heute noch  – und das trifft besonders auf St. Clemens zu -  markante Identifikations- und Orientierungspunkte im städtischen oder dörflichen Gefüge, die eng mit dem Gefühl von Heimat verbunden sind. Sie sind Symbole einer christlich-abendländischen Identität und Kultur, die sich tief in das kollektive Bewusstsein unserer Gesellschaft eingegraben haben. Selbst kirchenferne Mitmenschen sorgen sich heute in Anbetracht leer stehender Kirchen und der Diskussion um die Aufgabe oder Umwidmung zahlreicher Sakralbauten um die Zukunft dieses besonderen europäischen Kulturgutes. Zugleich müssen  sie  aber auch Kristallisationspunkte gesellschaftlichen Lebens in einer städtischen Gemeinschaft sein.  Hier sollten die gesellschaftlich relevanten Fragen, wenn nicht gleich beantwortet, aber zumindest gestellt und diskutiert werden dürfen.

 Sicherlich ist es auch die beinahe dreihundertjährige  geschichtliche Kontinuität und Beständigkeit, die die Basilika, trotz vielfältiger historischer Umbrüche,  zu einem starken, identitätsstiftenden Faktor macht. Die gemeinsame Erinnerung an eine über 300-jährige gelebte Glaubenstradition und Glaubensgeschichte in der Stadt Hannover schafft eine hohe Identifikation mit der katholischen Zentralkirche in der Region.  „Die Erinnerung ist die Fähigkeit, welche die Identität der Menschen sowohl auf persönlicher als auch auf kollektiver Ebene formt“ resümiert Johannes Paul II in seinem Buch „Erinnerung und Identität“. Es ist aber nicht nur die identitätsstiftende kollektive Erinnerung, die diesen Ort prägt. Es sind nicht zuletzt auch die ganz persönlichen Erinnerungen jedes Einzelnen, die eng mit dem Sakralbau verbunden sein können. Sie werden damit Teil  der eigenen Lebenswirklichkeit und Lebensidentität. Taufe, Hochzeit, Krankheit, Trauer  und Hoffnung sind tiefemotionale Momente des Lebens, die zu prägenden  „Landmarken“ der eigenen Biographie werden. Die Kirche  und somit auch die Basilika vermittelt damit wie kaum ein anderer Bautypus das Gefühl von Beheimatung und Beständigkeit in dem Kontinuum des irdischen Werden und Vergehen.

Kirchen sind vieldimensionale Gebäude. Sie berühren den Menschen auf unterschiedlichste Weise.  Sie sind zugleich Erfahrungs- und Sinnesräume. Sie sind Orte der Begegnung. Der Begegnung der Menschen untereinander und der Begegnung mit Gott in der Gemeinschaft der Eucharistiefeier. Die gemeinsame Feier, die Musik, der Weihrauch, das Darbieten von Brot und Wein sind Dinge, die uns nicht nur in unserem Innern tief bewegen können, sondern auch unsere Sinne in ganz besonderer und  vielschichtiger Weise berühren.  Das Wesen des Kirchenraumes wird  buchstäblich mit allen Sinnen erfahrbar und erlebbar. Das heißt, man kann es nicht nur sehen sondern auch  fühlen, hören und riechen. Wenn der Klang der Orgel  und des Gesangs uns ein auf  die Unendlichkeit weisendes  Universum aus Tönen eröffnet  und sich der Kirchenraum damit anfüllt, ist das nicht nur körperlich zu spüren sondern zugleich auch ein tiefbewegender Moment.  Der Duft von  Kerzen und Weihrauch schärft auf ganz besondere Weise unsere  Wahrnehmung für das Unaussprechliche, das Numinose des sakralen Raums. St. Clemens ist eine Kirche in der Stadt Hannover. Ein ganz besonderer Ort eben. Nicht mehr, aber auch  nicht weniger.

Wo sehen Sie St. Clemens und die Katholische Kirche im Jahre 2018 in Hannover und im Bistum?

Ich wünsche mir, dass St. Clemens innerhalb der Stadt aber auch darüber hinaus als ein  geistlich wie auch kulturell lebendiger Ort von kreativen und weltzugewandten Menschen wahrgenommen wird.

 



Dezember 2014

Ramona Pold, Mitarbeiterin des Caritasverbandes für die Wohnungslosenhilfe

Liebe Frau Pold, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Seit dem 01. Juni 2012 arbeite ich beim Caritasverband Hannover e.V., also in direkter räumlicher Nähe zur Basilika. Bei meiner Arbeit als Koordinatorin im Tagestreff und in der Straßenambulanz begegnen mir viele Ehrenamtliche, die sich in unseren Einrichtungen engagieren und bewusst die Nähe zur katholischen Kirche und St. Clemens gesucht haben.

Im Laufe der Zeit habe ich auch durch meine Arbeit die vielen Einrichtungen wie z.B. das Forum Sinti und Roma e.V., die  Malteser-Migranten-Medizin, die sich rund um St. Clemens „versammeln“ kennen und schätzen gelernt. Für mich symbolisieren gerade die Gebäude rund um St. Clemens -  mit der Basilika als Zentrum - den Zusammenhalt der Gemeinde. Die Basilika erscheint als zentraler Punkt im gemeinsamen sozialen Engagement.

Als Protestantin war das vorher nicht so in meinem Blickfeld, durch die Arbeit beim Caritasverband e.V. ist mir das jedoch bewusst geworden. Ich habe viele Menschen kennengelernt, die sich ganz bescheiden und ohne große Worte engagieren und mitarbeiten und mich dadurch sehr beeindrucken

Das Motto für das Jahr 2014 lautet: St. Clemens - eine Kirche für die Armen und Suchenden. Woran denken Sie bei diesem Motto?

Hier kann ich aufgreifen womit ich bei der letzten Frage aufgehört habe. Leider ist es heutzutage nicht mehr selbstverständlich, sich für die Armen und Bedürftigen unserer Gesellschaft einzusetzen. Es ist einfacher mit dem Finger auf jemanden zu zeigen als ihm die Hand zu reichen.

St. Clemens, der  Caritasverband Hannover e.V.  und die große Anzahl der ehrenamtlich Engagierten bieten viele Hilfsmöglichkeiten an. Angefangen von Beratungen/Hilfestellungen durch Sozialarbeiter, das samstägliche St. Clemens „Obdachlosenfrühstück“, den Tagestreff für Wohnungslose, die medizinische Versorgung Wohnungsloser und vieles mehr.

Dies geschieht mit einer hohen Beteiligung von ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Gerade in der Advents-/Weihnachtszeit ist die Nächstenliebe hier in der Gemeinde fast greifbar. Dabei haben viele von ihnen selber auch nur wenig zum Leben, geben aber trotzdem gern  davon ab  und wenn es „nur“ die Zeit ist, die sie erübrigen um anderen zu helfen. Wie z.B. in der „ökumenischen Essenausgabe“ die von Dezember bis Mitte März in den Räumen des Caritasverbandes erfolgt. Jetzt beim Schreiben dieser Zeilen, wird mir bewusst, dass ich dieses Gefühl der Nächstenliebe durch viele kleine Gesten hier jeden Tag spüren darf.

Wo sehen Sie St. Clemens im Jahre 2018 als Kirche in Hannover?

Ich sehe in meiner Arbeit oft Menschen, die im Verborgenen viel Gutes tun, sich aber  bescheiden im Hintergrund halten. Ich sehe dass viele Menschen ihre private Zeit investieren ohne dafür ein Lob oder ein Honorar zu erwarten. Es gibt hier in und um St. Clemens so viele Gute Dinge die passieren, die stillschweigend gemacht werden, ohne jegliche Erwartungshaltung nach außen.

Für die Kirche wünsche ich mir, dass die Presse nicht nur auf negative Schlagzeilen schaut sondern die Bereiche, wo Gutes getan wird hervorhebt und somit die Menschen motiviert  sich in der Gemeinde St. Clemens zu engagieren. Ich wünsche mir, wenn die Menschen „St. Clemens“  hören oder lesen, sie an das Gute denken, an das, was man mit ein bisschen Engagement erreichen kann.

Vielen Dank!

 



November 2014

Thomas Walter, Sozialdezernent der Landeshauptstadt Hannover

   

Lieber Herr Walter, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Persönlich bildet für mich St. Clemens ein perfektes Paar mit der Marktkirche: rote norddeutsche Backsteingotik und heller venezianischer Sandsteinbarock, aufrechter, zum Himmel stehender Turm und mächtige, Schutz- und Geborgenheit signalisierende Kuppel. – Beides braucht unsere Stadt und beides zeichnet sie aus.

Hannover steht für Pluralität und Vielfalt, St. Clemens ist ein guter Teil davon.

Das Motto für das Jahr 2014 lautet: St. Clemens - eine Kirche für die Armen und Suchenden. Woran denken Sie bei diesem Motto?

Schutz und Geborgenheit – das ist gerade rings um St. Clemens in den letzten Jahren immer deutlicher geworden: Hilfsangebote für Wohnungslose, für zugewanderte Menschen, gerade aus Süd-Osteuropa, Mittagsspeisung, Straßenambulanz und anderes spiegeln wieder, dass hier, im Schatten von St. Clemens, sich Hilfe und Rat für die besonders Schwachen finden.

Wo sehen Sie St. Clemens im Jahre 2018 als Kirche in Hannover?

Mit Jahresmottos habe ich immer ein Problem – wenn nämlich das Jahr zu Ende ist, die Probleme aber bleiben. - Gott sei Dank ist das bei St. Clemens ja nicht so: Kirche und Wohlfahrt achten auf ihr Profil – und das nachhaltig.

Wenn darin die Schwachen und Suchenden keinen Platz hätten – Kirche würde sich selbst überflüssig machen! – Am Beispiel unserer katholischen Hauptkirche, die im Herzen (!) unserer Stadt soziale Solidarität praktiziert haben wir ein tolles Beispiel für gelebte, moderne Kirche!

Vielen Dank!

 



Oktober 2014

Stefanie Ganser, Ehrenamtlich Engagierte, Hannover  

  

Liebe Frau Ganser, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

1995 sind meine Familie und ich von Frankfurt nach Hannover gezogen. Bei der Suche nach einer neuen kirchlichen Heimat haben wir sie zunächst in der KHG und dann auch zunehmend in der Gemeinde St. Clemens gefunden. Geprägt durch die erfüllenden Erfahrungen in der Kinderkatechese in Frankfurt und im Bewusstsein der Notwendigkeit, Kindern Gott nahe zu bringen – Altbischof  Dr. Joachim Wanke: Wir dürfen den Kindern Gott nicht vorenthalten – habe ich mich gerne mehr und mehr auch hier an St. Clemens der Arbeit mit den Kindern gewidmet. In der Konsequenz folgte dann auch der Einsatz - manchmal auch Kampf - für die Bedürfnisse von Kindern und jungen Familien in den verschiedenen Gremien. Diesen Kindern und ihren Familien fühle ich mich sehr nahe.

Ein weiterer Grund, mich an St. Clemens beheimatet zu fühlen, war und ist der soziale Einsatz von Gemeindemitgliedern beim Wohnungslosenfrühstück, das Engagement in der ökumenischen Essensausgabe und im Projekt „Diakonia“. Gerade in der Innenstadt und rund um St. Clemens begegnen wir den Armen mit ihren unterschiedlichen Schicksalen und Nöten.

Über die Jahre ist mir St. Clemens vertraut und wichtig geworden: seine Geschichte, seine Musik, seine unterschiedlichen Gottesdienste, besonders aber seine Menschen.

Das Motto für das Jahr 2014 lautet: St. Clemens - eine Kirche für die Armen und Suchenden. Woran denken Sie bei diesem Motto?

Ich denke an die Kinder, die kleinsten und schwächsten Gemeindemitglieder; sie haben mit ihren Familien ihren Platz in St. Clemens und sind angenommen.

Durch meine ehrenamtliche Tätigkeit als Ärztin der Straßenambulanz der Caritas fallen mir dann zunächst  die kirchlichen Institutionen rund um St. Clemens ein, die sich der Armen in unserer Gesellschaft professionell annehmen. Hier wünsche ich mir neben aller nötigen Professionalität manchmal, dass die Liebe zu den Menschen mehr durchleuchtet.

Ich denke vor dem realen Hintergrund bettelnder Roma-Frauen auf den Stufen der Kirche aber auch gerade  an die Aufgaben in unserer Gesellschaft, die bisher weder von der großen noch von der kleinen Politik grundlegend angegangen worden sind. Ich vermisse die Empathie und Solidarität mit diesen Mitmenschen. Sollten sie sich nicht gerade vor unserer Kirche St. Clemens und in der katholischen Kirche allgemein angenommen und willkommen fühlen?  Papst Franziskus ruft doch ausdrücklich dazu auf.

Wo sehen Sie St. Clemens im Jahre 2018 als Kirche in Hannover?

Ich freue mich, dass der Reigen der Jubiläumsjahre auf der Basis der Caritas gründet und hoffe sehr, dass das Jahr 2014 in der Basilika und in der katholischen Kirche in Hannover nur der Auftakt ist, mehr und mehr zu einer „Kirche der Armen und Suchenden für die Armen und Suchenden“ zu werden: im kommenden Jahr, wenn das Bistum im Mittelpunkt steht, im Jahr 2016, wenn die Beziehung zur Stadt Hannover thematisiert wird,  2017 in der Beziehung der Kirchen zueinander und erst recht, wenn es 2018 um die Gottesbegegnung geht.

Ich würde mich freuen, wenn die Basilika St. Clemens mit einer lebendigen katholischen Kirche identifiziert wird, die jederzeit Partei für die Armen und Suchenden ergreift.

Vielen Dank!

 



September 2014

Reinhold FahlbuschBankdirektor i.R., Hannover  

          

Lieber Herr Fahlbusch, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Zu dieser Gemeinde gehörte ich in dem Alter, in dem sich bei den jungen Menschen der Wertekatalog herausbildet, formuliert, erprobt, festigt. Darin war mir diese Gemeinde eine Art verlängerte Familie. Zu Recht sprach der von Italien geprägte seinerzeitige Propst Dr. Krahé immer von der "Familia  San Clemente." Der leider früh verstorbene Dieter Borchert sorgte dafür, dass ich  die Scheu des Neuen, in St. Benno Verwurzelten, verlor und ich offen für diese Gemeinde wurde. Und dann ging es schnell: Ministrant, Jugendgruppe, mit 15 übernahm ich eine eigene, daraus Freundschaft, die bis heute andauert. Mit 16 Pfarrjugend-, mit 17 Dekanatsjugendführer; Erwachsene trauten dem Halbwüchsigen etwas zu und halfen ihm dadurch, erwachsen zu werden. Vertreter des BDKJ im Stadtjugendring und dadurch Erwerb einer politischen Prägung, die nicht die eichsfeldisch katholische des Elternhauses war und die sich in den nicht ausbleibenden Konflikten mit den konservativen aber beseelten Jugendseelsorgern erproben musste. In dieser Gemeinde erlebte ich den Aufbruch der Kirche im II. Vaticanum. Der Propst ließ uns wöchentlich im Pfarrheim an seinem von den italienischen Freunden genährten Informationsvorsprung  teilhaben. Dann Mitwirkung am Neuen als Jugendvertreter im Pfarrkomitee und dem ersten Pfarrgemeinderat. Das verstärkte in der und durch die Gemeinde die Schubkraft, die die Kirche durch das Konzil bekam - es hält bei mir bis heute an, ich habe das alles nicht vergessen. Durch die Freunde und deren Familien sowie durch den engen Kontakt zu den Jugendseelsorgern Zugang zu Bildung: Musik, Literatur, Politik, Religion.

Dann der ökumenische Aufbruch: 1966 erste Gespräche mit der Ev. Jugend "Evangelisch-Katholische an einem Tisch", heftiger Positionskampf um Themen, über die heute Einigkeit herrscht - aber: diese Streitgespräche mit anschließendem Glas Bier zerstörten die destruktiven Konfessionsgrenzen. Seither ist Ökumene für mich Christenpflicht. 25 Jahre später Neuorientierung, andere Art von Kirche - wieder in St. Clemens zu erleben. Ich, der Mann des Geldes, kochte für Bedürftige Kaffee, bestrich Brote und hatte auf Wunsch ein offenes Ohr oder Wort. Volle Kirche bei P.Dr. Repplinger, erst drinnen, dann draußen. Wenn er nicht gewesen wäre...

Diese Gemeinde hat(te) immer etwas Richtiges für mich, das ist mehr, als Familien leisten können, deshalb ist sie für mich nicht die Familia San Clemente sondern ein großes Stück geistiges Zuhause - auch wenn es "nur" der Spontanchor ist, der Verbundenheit erhält.

Ereignisse, die ich nicht vergessen möchte? Nicht den Krach mit dem Propst, weil wir über Nacht ein durchreisendes italienisches Ehepaar im Pfarrheim beherbergten und aus der Pfarrhausküche verpflegten, (den Streit gewannen wir unter Hinweis auf die leiblichen Werke der Barmherzigkeit), nicht die großen liturgischen Feiern, den Scholagesang mit den mich prägenden Johannes Wojtysiak und Stefan Peusen. Nicht die Ohrfeigen von Küster Küttner, weil wir wieder einmal nach heftiger Feierei im Jugendheim das neue Jahr mit Knallern vom Kirchendach begrüßten, nicht die Nachtwachen an den Fronleichnamsaltären im Rosmarinhof - ganz anders: längst in einer anderen Stadt lebend, stand ich bei der Hl. Messe zur Goldhochzeit meiner Eltern mit meinen Söhnen als Meßdiener gemeinsam am Altar - ein Kreis hatte sich geschlossen.

Das Motto für das Jahr 2014 lautet: St. Clemens - eine Kirche für die Armen und Suchenden. Woran denken Sie bei diesem Motto?

Nicht an die Caritas. Das ist eine besondere, not-wendige, katholisch geprägte Form im Auftrag durchgeführter staatlicher Daseinsvorsorge. In unserem Land ist Armut zuerst keine Frage von leiblicher Not. Armut ist für mich mehr als die Abwesenheit von Geld oder öffentlichen Besitzständen. Die Armut, die von einer Kirchengemeinde zu lindern ist, hat auch eine geistig-seelische Dimension. Deshalb hat sich eine Gemeinde auch um die geistigen Werke der Barmherzigkeit zu kümmern. Das gilt auch und gerade für St. Clemens, eine Gemeinde, die in der Nähe von Orten angesiedelt ist, an denen Inhaltsleere alternativlos durch Süchte und Handlungen auszugleichen versucht wird, die nicht auf den richtigen Kurs führen. St. Clemens kann zum Leuchtturm werden. Wie? Das wird die Gemeinde herausfinden! Das kann auch eine kleine Gemeinde schaffen, genau so, wie eine einzelne Kerze weit leuchten kann.

Wo sehen Sie St. Clemens im Jahre 2018 als Kirche in Hannover?

Meine prognostische Kraft ist minimal. Darum wage ich nicht zu sagen, wie ich St. Clemens 2018 sehe sondern ich äußere meine Wünsche für St. Clemens im Jahr 2018: Ich wünsche mir, dass St. Clemens zu allererst ein immer allen Suchenden offener Ort bleibt, um auf unterschiedliche Art und Weise Gottes Nähe empfinden zu können. Ich würde mich gerne in einem lichten Kirchenraum öffnen, in dem nur einige wenige wichtige Gegenstände meinen Blick und die Gedanken binden und leiten, in dem mich jedoch auch ein leicht dosiertes Maß an Farbigkeit mit Wärme umfangen kann.

Ich wünsche mir die stete Einbindung in die Kirche des Bistums Hildesheim und in die Weltkirche - mit einer besonderen Ausprägung für das, was die Menschen vor Ort bewegt. Ich wünsche mir wachsende Offenheit für die geistigen und leiblichen Bedürfnisse der Menschen dieser Stadt, in geschwisterlichem Austausch und Zusammenarbeit mit allen Religionen, besonders den christlichen Konfessionen. Ich wünsche mir, dass man von St. Clemens und denen, die mit ihr verbunden sind, wie von den Mitgliedern der urchristlichen Gemeinde sagt:" Seht, wie sie sich lieben!" Dann wird es noch mindestens 2x 300 Jahre St. Clemens geben.

Vielen Dank!

 



August 2014

Propst Martin Tenge, Regionaldechant für die katholische Kirche in der Region Hannover

      

Lieber Propst Tenge, was verbindet Sie persönlich mit der Basilika St. Clemens?

Seit dem 1. September 2008 habe ich die Freude und Ehre, Propst der Propsteikirche Basilika St. Clemens in Hannover zu sein. Damit verbunden bin ich auch der Regionaldechant von Hannover und somit Ansprechpartner und Verteter für die katholischen Christen in der Region Hannover. Von Anfang an hat mich die Basilika aufgrund ihrer Geschichte sowie Erscheindung und Größe mächtig beeindruckt. Da ich selber während meines Studiums ein Jahr in Italien leben durfte, ist mir der italienische Stil der Kirche natürlich besonders nahe. Da ich bis dahin als Jugendseelsorger gewirkt und nicht Gemeindepfarrer war, hatte ich bislang auch noch keine Verantwortung für eine Kirche. Dann gleich für St. Clemens in Hannover der sog. "rector ecclesiae" zu werden, habe ich mit viel Respekt als Aufgabe angenommen.  Ich gestehe, das ich von Anfang an, vielleicht weil ich diese Kirche schnell lieb gewonnen habe, auch gespürt habe, dass ihr über die vielen Jahre seit der letzten Renovierung (ca. 1985) doch ein wenig an Glanz verloren gegangen ist. Deshalb verbindet mich mit dieser Kirche auch der tiefe Wunsch, sie für die Menschen von heute neu zu erschließen und ihr in der Spannung von Geschichte und Zukunft ein frisches Aussehen zu geben, damit der Glanz der Liebe Gott in die Herzen der Menschen noch stärker scheinen kann.

Das Motto für das Jahr 2014 lautet: St. Clemens - eine Kirche für die Armen und Suchenden. Woran denken Sie bei diesem Motto?

Kirche ist nach meiner Ansicht kein Selbstzweck sondern hat immer einen dienenden Charakter für die Menschen und für das Leben. Papst Franziskus hat diese Tiefendimension der Kirche ja immer wieder sehr glaubwürdig und eindringlich betont und für ein großes neues Nachdenken gesorgt. Wir müssen als Christen individuell aber auch als Gemeinschaft der Kirche immer neu zuerst die Frage stellen, wo wir gebraucht werden und nicht, wie wir uns und unsere bisherigen Formen erhalten können. Die Menschen suchen uns, da bin ich sicher. Vor allem im sozialen Bereich, wo wir tatkräftige Hilfestellung geben können. Ich bin deshalb auch sehr dankbar, dass der Caritasverband direkt an der Clemenskirche verortet ist. Nicht um das soziale Thema dorthin abzuschieben, sondern weil uns dort eine Institution zur Verfügung steht, die vielen Aktivitäten der tätigen Nächstenliebe zu bündeln und zu verstärken. Zugleich brauchen wir einen wachen Blick für die Menschen, die neu nach Sinn, nach Gott und sogar nach Kirche suchen. Wenn jemand kommt, den wir nicht kennen, sollten wir nicht untereinander die Frage stellen, wer das wohl sei und was wir von demjenigen halten, sondern wir sollten offen auf ihn zugehen und ihn fragen, was für seinen Weg hilfreich sein könnte.

Wo sehen Sie St. Clemens im Jahre 2018 als Kirche in Hannover?

Ich wünsche mir, dass St. Clemens als Kirche in der Stadt Hannover einfach viel bekannter wird. Sie steht etwas "marginalisiert" und sollte als kostbarer Schatz für die Stadt neu in den Blick kommen. Dabei können die Berührungspunkte für die Menschen der Stadtgesellschaft durchaus sehr unterschiedlich sein: Liturgie, Spiritualität, Kunst, Geschichte, Architektur sind dafür einige mögliche Anknüpfungspunkte. Ich wünsche mir, dass unsere Clemenskirche zumindest im Inneren eine neue Gestalt mit viel Glanz im Sinne eines Faszination für Transzendenz - also für Gott selber - bekommt. Ich wünsche mir, dass auch und gerade jüngere Menschen Kirche in diesem Sinne modern, anziehend und begeisternd erleben und entdecken können. Ich wünsche mir, dass wir einen Kirchraum gestalten können, in dem die Faszination für die Geschichte und für die Zukunft gleichermaßen aufleuchtet. Und ich wünsche mir, dass aus diesem spirituellen Raum Impulse ausgehen, die den Menschen Mut machen, sich für mehr Menschlichkeit in unserer Gesellschaft einzusetzen.

Vielen Dank!