Die Italienerin an der Leine

2018 wird für die Basilika St. Clemens ein besonderes Jahr: Die Katholiken in der Region Hannover können den 300. Geburtstag ihrer Mutterkirche feiern. Das Motto des Jubiläumsjahres: „Zukunft würdigt Geschichte“ – und das mit über 70  Veranstaltungen.

4. November 1718: Bischof Agostino Steffani, seit 1709 Apostolischer Vikar für Ober- und Niedersachsen, weiht den ersten katholischen Kirchbau nach der Reformation in Hannover. In sieben Jahren Bauzeit ist die Kirche St. Clemens errichtet worden. Ihr Baustil – venezianischer Barock. Kein Wunder, schließlich stammen Bauherr Steffani und Baumeister Tommaso Giusti aus Venetien: Die Geburtsstunde der „Italienerin an der Leine“.

„In 300 Jahren hat sich vieles ereignet – das wollen wir mit einem großen Jubiläumsprogramm gebührend feiern“, sagt Propst Martin Tenge – als „Rector ecclesiae“ („Leiter der Kirche“),der Hausherr von St. Clemens. Die Kirche ist 1894 von Papst Leo XIII. zur Propsteikirche und  1998 von Papst Johannes Paul II. zur Basilika erhoben worden: Ehrentitel, die die Bedeutung von St. Clemens als Mutter- und Hauptkirche der Katholiken in der Region Hannover herausheben. „Gleichzeitig ist St. Clemens schon immer die Heimat für Katholiken aus aller Welt“, betont Tenge. Deshalb gilt der Blick beim Jubiläum nicht nur der Vergangenheit. „Wir stehen im Dialog mit der Stadt, ihren Bürgern und der Politik“, betont Tenge. So erklärt sich der Leitgedanke des Jubiläums: „Zukunft würdigt Geschichte.“ Auftakt des Jubiläums ist mit einem feierlichen Gottesdienst am 21. Januar 2018.

Welche Bedeutung hat die Kirche für die Menschen in der Stadt und der Region Hannover? Wie lebendig ist die Ökumene, das Miteinander mit den evangelischen Christen? Welche Bedeutung hat die Religion – in der Kunst, in der sozialen Arbeit, im Alltag? „All diese Fragen ziehen sich durch die über 70 Veranstaltungen zum 300. Geburtstag von St. Clemens“, ergänzt Charlotte Jarosch von Schweder, die Projektkoordinatorin für das Jubiläum. Antworten werden auf vielerlei Weise gesucht – mit Diskussionen und Vorträgen, aber auch eine Kino-Reihe oder ein Kinder- und Jugendmusical fragen nach der Bedeutung von Kirche heute.  

„In der Person von Agostino Steffani kommen der Musiker und der Mann der Kirche zusammen“, sagt Charlotte Jarosch von Schweder. Steffani war nicht nur der Repräsentant der katholischen Kirche am Hof der Welfen, sondern auch Komponist – und von 1688 bis 1696 sogar Opernkapellmeister am Hofe des Herzogs Ernst August von Hannover. Gerade dieses besondere Verhältnis von Religion und  Musik wird sich an vielen Stellen im Programm wiederfinden – sei es bei den Konzerten des Knaben- und des Mädchenchors Hannover oder bei der Aufführung des Oratoriums „Paulus“ von Felix Mendelssohn Bartholdy – einer Zusammenarbeit zwischen dem  Propsteichor St. Clemens, dem Domchor Hildesheim und dem Orchester Symphonietta Hildesheim.

Im Mai wird in Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum eine Sonderausstellung eröffnet. Titel: „Katholisch in Hannover: Menschen, Geschichten, Lebenswelten“. Den gleichen Titel trägt auch ein wissenschaftliches Lesebuch zum Jubiläum. Es wird voraussichtlich Mitte 2018 erscheinen. Im gleichen Zeitraum wird dazu eine kleine Wanderausstellung auf Reisen gehen. „Aber es wird auch fröhlich gefeiert“, verspricht die Projektkoordinatorin Jarosch von Schweder. Zum Beispiel bei der Geburtstagsfeier am Sonntag, 29. April: „Da lassen wir die Basilika hochleben.“

Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok und die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, die Landtagsabgeordnete Doris Schröder-Köpf,  haben die Schirmherrschaft für das Jubiläum übernommen. Für Schostok gehört die Basilika „zu den bedeutendsten christlichen Wahrzeichen Hannovers und zu den wichtigsten kirchlichen Orten für Besinnung, Begegnung und Glauben.“ Doris Schröder-Köpf würdigt St. Clemens als einen Ort, in dem Zugezogene, Flüchtlinge und Vertriebene immer wieder eine neue Heimat gefunden haben: „Diese Gemeinschaft und das Füreinander-da-Sein sind Ausdruck gelebter Mitmenschlichkeit.“ 

 

Höhepunkte im Jubiläumsjahr

Gottesdienste: Feierlicher Eröffnungsgottesdienst (Sonntag, 21. Januar 2018, 10 Uhr); Abend der Versöhnung (Freitag, 16. März, 20 Uhr);  Lange Nacht in St. Clemens (Freitag, 7. September, 8–24 Uhr); Gedenkgottesdienst an die Zerstörung von St. Clemens 1943 (Dienstag, 9. Oktober, 18.30 Uhr); Gedenkgottesdienst für anonym Bestattete (Donnerstag, 15. November, 16 Uhr); feierlicher Abschlussgottesdienst (Sonntag, 27. Januar 2019, 10 Uhr).

Konzerte: „Italienerin an der Leine“ (Führung und Konzert am Dienstag, 22. Mai, und Donnerstag, 24. Oktober, jeweils  18 Uhr); Konzert des Knabenchors Hannover (Samstag, 2. Juni, 19.30 Uhr); Junges Musiktheater (Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte der St.-Ursula-Schule und der Elsa-Brändström-Schule in Hannover, Freitag, 15., und Samstag, 16. Juni, jeweils 18 Uhr), Konzert des Mädchenchors Hannover ( Samstag, 29. September, 18 Uhr); Musik des Christentums und des islamischen Sufismus (Ensembles Megaphon und Rasif, Samstag, 27. Oktober, 19.30 Uhr), „Paulus-Oratorium“ (dem  Propsteichor St. Clemens, dem Domchor Hildesheim und dem Orchester Symphonietta Hildesheim Samstag, 26. Januar 2019, 19.30 Uhr)

Feste: „Kita-Chor der vielen Stimmen“ (Mittwoch, 18. April, 15 Uhr); „Hoch soll sie leben“ (Geburtstagsfeier am Sonntag, 29. April, 10 Uhr); Plaza Cultural Iberoamerika (Samstag, 9. Juni, 12 Uhr);  Ökumenisches Gemeinde- und Stadtteilfest (Sonntag, 26. August, 14 Uhr); Kirchweihfest (Sonntag, 4. November, 10 Uhr); Ökumenisches Martinsfest (Freitag, 9. November, 15.30 Uhr, Abschluss Basilika).

Debatte: „Bedeutung der katholischen Kirche im gesellschaftlichen Wandel“ (Donnerstag, 12. April, 18.30 Uhr); „Braucht der Mensch Religion?“ (Mittwoch, 23. Mai, 19.30 Uhr); „Caritas zwischen Ökonomie und sozialem Auftrag (Donnerstag, 23. September, 19 Uhr).

Ausstellungen: „Das weibliche Gesicht von Kirche“ (In der Kirche St. Heinrich, vom 14. bis 22. April), „Katholisch in Hannover: Menschen, Geschichten, Lebenswelten“ (Sonderausstellung im historischen Museum vom 24. Mai bis Mitte November)

Reihen: Mittags-Auszeiten in der Fastenzeit (20. und 27. Februar, 6., 13., 20. und 27. März) und in der Adventszeit (4., 11. und 18. Dezember, jeweils 12 Uhr); „Wenn der heilige Clemens ins Kino geht“ (Filme am 27. Januar,  10. und 24. Februar, jeweils 16.30 und 19 Uhr im ka.punkt), Orgelsoiree an St. Clemens mit Organisten aus den Kuppelkirchen Deutschlands (jeweils mittwochs, 19 Uhr am 2. Mai, 6. Juni, 4. Juli, 1. August, 5. September und 10. Oktober)

Kabarett: Matthias Brodowy live: „Bis es euch gefällt“ (Sonntag, 4. Februar, 17 Uhr im Forum St. Joseph), „Klangkunst und Kabarett“ (mit Matthias Brodowy, Charlotte Jarosch von Schweder und Robert Roche am Montag, 14. Januar 2019 im Kolumbarium Herz-Jesu)